Humboldt-Universität zu Berlin - Jacob- und Wilhelm-Grimm-Zentrum

Wer waren Jacob und Wilhelm Grimm?

- Wissenschaftler als Namensgeber des Gebäudes


Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum wurde nicht nur nach den als die "Gebrüder Grimm" in aller Welt bekannten Sammlern, Nacherzählern sowie Herausgebern der "Kinder- und Hausmärchen" und der "Deutschen Sagen" benannt, sondern in erster Linie in Anerkennung der bedeutenden Leistungen von Jacob und Wilhelm Grimm als Wissenschaftler und Bibliothekare mit einem breiten geisteswissenschaftlichen Betätigungsfeld.

Die Brüder Jacob und Wilhelm GrimmDie Brüder Jacob Ludwig Carl Grimm und Wilhelm Carl Grimm wurden am 4. 1. 1785 bzw. am 24. 2. 1786 in Hanau geboren. Die Söhne einer hessischen Beamten- und Pastorenfamilie hatten noch vier jüngere Geschwister, von denen der 1790 geborene Maler und Grafiker Ludwig Emil Grimm große Popularität erlangte.

Jacob und Wilhelm Grimm gelten gemeinsam mit Karl Lachmann und Georg Friedrich Benecke als 'Gründungsväter' der Deutschen Philologie bzw. Germanistik. Ihr wissenschaftliches Hauptwerk, das „Deutsche Wörterbuch", wird von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Berlin und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen weiter geführt und aktualisiert, heute in Zusammenarbeit mit der Universität Trier, selbstverständlich auch digital. D

Das 1838 begonnene klassische Belegwörterbuch, das sämtliche Wörter aus der Zeit „von Luther bis Goethe“ belegen sollte, war ursprünglich auf sechs bis sieben Bände und bis zu 10 Jahren Arbeit veranschlagt. Die großen Gelehrten hatten die gewaltige Aufgabe unterschätzt. Der 1. Band (A-Biermolke) erschien 1854. Zu seinen Lebzeiten bearbeitete Wilhelm den Buchstaben D. Jacob, der die Buchstaben A, B, C und E abschließen konnte, starb über der Bearbeitung des Artikels »Frucht«.

Zuvor gab es bahnbrechende sprachwissenschaftliche Arbeiten beider. 1819 wurde das Erscheinen des ersten Bandes der "Deutschen Grammatik" von Jacob Grimm zum entscheidenden Ereignis für sein weiteres Schaffen. Aber auch Wilhelm Grimm sorgte 1821 mit seiner Schrift „Über deutsche Runen“ für Aufsehen in der linguistischen Welt. 1828 erschien Jacobs Werk „Deutsche Rechtsaltertümer“ sowie 1835 die viel beachtete „Deutsche Mythologie“. 1829 wurde Wilhelms Hauptwerk „Die deutsche Heldensage“ veröffentlicht.

Ihr intensives und von ihnen geliebtes Gelehrtendasein hinderte die beiden Germanisten nicht, sich politisch für den Fortschritt einzusetzen. Als Mitglieder der „Göttinger Sieben“, einer Gruppe Göttinger Professoren, protestierten sie 1837 gegen die Aufhebung der Verfassung von 1833 durch König Ernst August II. von Hannover und wurden daraufhin entlassen. Jacob Grimm wurde außerdem des Landes verwiesen. Sie lebten bei ihrem Bruder, dem Maler Emil Grimm, in Kassel. Die Brüder Grimm wurden 1840 auf Vermittlung von Bettina von Arnim, A. von Humboldt, F. C. von Savigny und K. Lachmann von dem neuen preußischen König Friedrich Wilhelm IV. als Mitglieder der Akademie der Wissenschaften nach Berlin berufen. Als Akademiemitglieder hatten sie das Recht, an der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin zu lehren; dieser Aufgabe kamen beide bis zu ihrem Tode nach.

Wohnhaft waren die Brüder zu ihrer Berliner Zeit in drei verschiedenen Wohnungen im Stadtzentrum unweit des Tiergartens, in dem sie täglich Spaziergänge machten und über die Linden zur Arbeit gingen. In der Frankfurter Nationalversammlung 1848 hatte Jacob Grimm einen Ehrenplatz als Abgeordneter inne. Ihren Lebensunterhalt verdienten sich die Wissenschaftler und Märchensammler jedoch über einen großen Zeitraum als Bibliothekare.

Im Jahr 1808 bekam Jacob eine Anstellung als Bibliothekar bei König Jérôme von Westphalen. Nach Wiederherstellung des Kurfürstentums Hessen verlor Jacob diese Stelle, wurde jedoch 1813 in den diplomatischen Dienst des zurückgekehrten Kurfürsten übernommen. 1816 wurde er Zweiter Bibliothekar an der Bibliothek zu Kassel. Wilhelm war dort bereits 1814 „Bibliothekssekretaris“ geworden. Als die Brüder 1829 nach dem Tod des Oberbibliothekars nicht wie erhofft befördert wurden, sahen sie sich nach einer neuen Position um. 1829 erhielt Jacob Grimm eine Berufung als ‚Zweiter Bibliothekar‘ an der Universität Göttingen. Gleichzeitig war er ordentlicher Professor an der Universität für Philosophie und hielt Vorlesungen zur Grammatik, Sprache und Rechtsgeschichte. Wilhelm wurde 1829 zunächst als „Unter-Bibliothekar“ eingestellt, 1831 folgte die Ernennung zum außerordentlichen Professor für Philosophie und 1835 wurde er ordentlicher Professor.

Am 20. 12. 1859 starb Wilhelm Grimm, vier Jahre später, am 20. 9. 1863, sein Bruder Jacob. Die letzte Ruhestätte der Brüder Grimm befindet sich auf dem Matthäikirchhof in der Großgörschenstraße 12 in Berlin.